Das Auftreten eines höchst unerwarteten und seltenen Ereignisses wird in der Finanzindustrie gerne als Schwarzer Schwan bezeichnet. Solche Ereignisse resultieren in Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Sie lassen sich weder volkswirtschaftlich noch mit statistischen Methoden vorhersagen. Anfang der Woche haben sich gleich zwei schwarze Schwäne getroffen. In diesem Umfeld eine rationale Reaktion der Marktteilnehmer zu erwarten, oder den potenziellen weiteren Marktverlauf abzuschätzen, ist kurzfristig unmöglich.
Die Höhe der Verluste, die diesen Montag weltweit verzeichnet wurden, ist ungewöhnlich hoch: In Europa verloren die Börsen fast 9%, die Wallstreet eröffnete mit Kursverlusten von mehr als 7%. Die Savity-Strategien können sich diesem Markumfeld nicht entziehen. Je nach Risikobudget wurden allerdings die Wertschwankungen abgefedert.
Prinzipiell ist das Anlagekonzept von Savity langfristig orientiert. Das Risikomanagement reagiert daher nicht auf kurzfristige Schwankungen. Exorbitante Marktveränderungen (definiert als „Marktverwerfung“) können jedoch mittelfristige Richtungsänderungen auslösen: in solchen Situationen reagiert das Risikomanagement umgehend. Die Verluste vom Montag, die höchsten Tagesverluste seit der Finanzkrise 2008, stufen wir als solche Marktverwerfung ein. Auf einen abrupten und anhaltenden Anstieg der Kursschwankungen (Volatilität) reagieren unsere Modelle, indem sie risikoreiche Anlagen gegen risikoärmere tauschen.
Welche Anpassungen wurden vorgenommen?
Konkret erfolgten folgende Umschichtungen per 11. März: Rohstoffe (mit Ausnahme von Gold), Small Caps (Unternehmen mit niedrigerer Marktkapitalisierung), Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade Credit), Infrastrukturinvestitionen und Immobilien wurden stark reduziert. Bei den Aktienmärkten wird verstärkt auf Blue Chips (große, kapitalstarke Unternehmen) der globalen Leitbörsen gesetzt. Diese werden verstärkt mit Währungsabsicherung eingesetzt, um gegen eine mögliche Dollarschwäche abgesichert zu sein. Der Einsatz von Wandelanleihen erwies sich als wertvoll, da dadurch das Risiko reduziert wurde, und wird beibehalten. Stärker gewichtet wurden in allen Strategien insbesondere globale Staatsanleihen (ebenfalls währungsgesichert) sowie Euro-Staatsanleihen mit guter Bonität. Innerhalb der Eurozone ersetzen graduell risikoarme Anleihen mit kurzen Laufzeiten die (bis dato verwendeten) Anleihen mit langen Laufzeiten.
Wie geht es weiter?
Wissen wir nicht. Niemand weiß das gegenwärtig. Die derzeitige Bewegung an den Kapitalmärkten ist nicht rational, sondern ausschließlich emotional getrieben. Rein rational gesehen ist der Verfall des Ölpreises für Ölproduzenten unangenehm (z.B. Shale Industry in den USA), aber durchaus positiv für Ölimporteure (wie Europa oder China). Die extreme Reaktion der Finanzmärkte ist ein Ausdruck der Unsicherheit über die Dimensionen des Nachfrageeinbruchs wegen Covid-19.
Wann normalisieren sich die Märkte wieder? Es ist möglich, dass die Aktienmärkte in naher Zukunft weiter fallen werden. Genauso können nun Tage mit sehr guter Wertentwicklung folgen. Ein typisches Signal für das Abflachen von Emotionen sind a) graduell niedrigere Wertschwankungen und b) die eigenständige Kursentwicklung unterschiedlicher Marktsegmente. Erst wenn wir eindeutige positive oder negative Signale verzeichnen, wird modellgetrieben das Risiko wieder erhöht oder aber weiter reduziert.
Die klügste Entscheidung, die Sie als Investor treffen können, ist es oft nichts zu tun. Obwohl niemand gerne sieht, dass der Wert seiner Anlage sinkt, ist es wichtig der Versuchung zu widerstehen, an dem Risiko Ihrer Anlagestrategie zu basteln. Denn es ist gut möglich, dass man dann die besten Tage verpasst. Beispielsweise hätte ein Aktieninvestment direkt vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 zwischenzeitlich zwar hohe Verluste gebracht, die dann allerdings schnell wieder aufgeholt wurden. Mitte 2019 stände man bei einem Gewinn von +66%, mit Sparplan sogar bei +105%. Die Realität ist, dass die Volatilität an den Finanzmärkten schwankt: Gegenwärtig befinden wir uns in einer turbulenten Phase nach sehr ruhigen Jahren, die uns etwas verwöhnt haben.