Unterschiedliche Faktoren beeinflussen Marktschwankungen. Normalerweise sind das Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung (gegenwärtig gut für die USA, schlecht für Europa) oder politische Unsicherheiten (z.B. Präsidentschaftswahlen in den USA, Brexit in Europa). Vor allem die wirtschaftliche Entwicklung ist langfristig für die Entwicklung der Aktienmärkte verantwortlich, während politische oder unternehmensspezifische Ereignisse (z.B. Dieselskandal) für kurzfristige Verunsicherungen sorgen und damit massive Kursschwankungen auslösen können. Gleiches lässt sich historisch auch für den Ausbruch von Seuchen feststellen.
Wir wollen die Marktbewegungen der letzten Zeit vor dem Hintergrund der beobachteten historischen Vergleichsdaten analysieren.
Wie sich der Ausbruch von Seuchen auf den Aktienmarkt auswirkt
Im Allgemeinen hat der Ausbruch von Seuchen nur einen temporären Effekt auf die Wirtschaft und damit auf die Märkte. Man denke nur an die Maßnahmen zur Eindämmung der Seuchenausbreitung: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Quarantänen oder Reise-Restriktionen für immer bestehen bleiben. Das bedeutet, dass sie kurzfristig das Wirtschaftswachstum verlangsamen können, aber eben zeitlich begrenzt sind.
Historisch hat der Ausbruch von Seuchen einen begrenzten, zeitlich limitierten Effekt auf das Wirtschaftswachstum gehabt. So hatte SARS (2002–2003, China hat damals nur sehr langsam auf die Seuche reagiert und sie lange nicht in den Griff bekommen) die chinesische Wirtschaft wohl 0,5%–1% gekostet (Quelle: IHS Markit). Die Auswirkung auf die globale Wirtschaft war gering, obwohl die kurzfristigen Kursschwankungen weltweit dramatisch waren.
Schauen wir uns die Fälle an, die in den letzten 50 Jahren auftraten, und wie sich die Märkte nach Ausbruch der Seuchen entwickelten:
Weltweite Epidemien und die Entwicklung des Aktienmarkts
Performance des Weltaktienmarkts (MSCI World) jeweils 1, 3 und 6 Monate nach Ausbruch der Epidemie.Epidemie | Ausbruch | Entwicklung | ||
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1 Monat | 3 Monate | 6 Monate | ||
HIV/AIDS | Juni 1981 | -0,46% | -4,64% | -3,25% |
Lungenpest | Sept. 1994 | -2,79% | -4,67% | -4,30% |
SARS | Apr. 2003 | 8,64% | 16,36% | 21,51% |
Vogelgrippe (H5N1) | Jun. 2006 | -0,18% | 2,77% | 10,05% |
Dengue-Fieber | Sept. 2006 | 1,07% | 7,09% | 9,68% |
Schweinegrippe (H1N1) | Apr. 2009 | 10,90% | 19,73% | 39,96% |
Cholera-Ausbruch | Nov. 2010 | -2,35% | 7,02% | 13,61% |
MERS | Mai 2013 | -0,29% | 2,15% | 8,58% |
Ebola | März 2014 | -0,09% | 2,37% | 4,37% |
Masern/Rubeola | Dez. 2014 | -1,71% | 1,92% | 2,29% |
Zika | Jan. 2016 | -6,05% | -0,88% | -0,57% |
Ebola | Okt. 2018 | -7,42% | -13,74% | -3,49% |
Masern | Jun. 2019 | 6,46% | 4,51% | 12,02% |
Durchschnitt | - | 0,44% | 3,08% | 8,50% |
Wenn wir uns den Effekt von SARS auf die chinesische Wirtschaft ansehen (dauerte von November 2002 bis Juli 2003), so wurde Chinas Wirtschaftswachstum geschätzt um 0,5%–1% getroffen (Quellen: IHS Markit), die Weltwirtschaft kam gerade aus einer schmerzhaften Rezession (war also fragil). In weiterer Folge ist die Wirtschaftsleistung Chinas (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) damals um etwa 2% zurückgegangen, befand sich aber nach sechs Monaten wieder auf dem Niveau vor Ausbruch der Krise.
Kann es diesmal anders sein?
Wenn wir nun die möglichen Auswirkungen von Covid-19 analysieren, so müssen wir feststellen, dass es immer noch eine Reihe von Unbekannten gibt, sodass die Folgen keineswegs klar sind.
Mehr denn je ist die globale Wirtschaft miteinander verbunden. China, das Epizentrum dieses Ausbruchs, spielt eine wesentliche Rolle in unseren globalen Lieferketten. Wir wissen weder, ob sich das Virus auf der ganzen Welt ausbreiten wird, noch wissen wir, wie gut die einzelnen Staaten auf einen Ausbruch vorbereitet sind oder wie sie betroffen sein werden. Ebenso lässt sich heute noch nicht abschätzen, wie dieser Ausbruch andere Risiken der globalen Wirtschaft verschärfen könnte.
Orientieren wir uns jedoch an der Vergangenheit, so sehen wir, dass die Auswirkungen früherer Epidemien auf die Weltwirtschaft meist zeitlich begrenzt waren.
Was Anleger tun sollten
Eines der wichtigsten Dinge, die ein Anleger angesichts der Marktunsicherheit tun kann, ist sicherzustellen, dass seine Anlagestrategie das richtige Ertrags-/Risikoniveau aufweist.
Wenn Ihre geplante Anlagedauer kürzer ist, sollte Ihr Portfolio bereits ein geringes Risiko aufweisen. Dies schützt Ihre Anlage vor Marktschwankungen – unabhängig davon, ob es sich um einen Krankheitsausbruch handelt oder nicht. Wenn Ihr Anlagehorizont längerfristig ist, ist es in der Regel am besten das entsprechende Ertrags-/Risikoniveau beizubehalten und keine angstbasierten Änderungen vorzunehmen.
Schließlich weiß man nie, wann der Markt einen guten Tag haben wird. Beispielsweise erzielte der amerikanische Aktienindex S&P 500 zwischen 1993 und 2013 eine jährliche Rendite von 9,2%. Wenn Sie jedoch nur die zehn besten Tage in diesem Zeitraum verpasst hätten, wäre Ihre jährliche Rendite auf etwa die Hälfte (5,4%) gesunken (Quelle: Business Insider). Wenn der Markt einen guten Tag hat, dann möchten Sie dabei sein – und nicht zusehen.
Es ist leicht, von besorgniserregenden Schlagzeilen in den Medien mitgerissen zu werden. Der beste Weg zum langfristigen Anlageerfolg besteht jedoch darin, eine Strategie zu verfolgen, deren Risiko dem Anlageziel entspricht, und diese Strategie konsequent beizubehalten.
Wie geht Savity mit dem Coronavirus um?
Savity setzt eine langfristig orientierte Anlagestrategie um, wobei die Savity-Modelle auf signifikant erhöhte Wertschwankungen reagieren. Die gegenwärtigen Turbulenzen haben noch keine nennenswerten Umschichtungen ausgelöst, allerdings wurden bereits antizipativ (aufgrund der damals hohen Marktbewertungen) in der ersten Februarhälfte risikoreiche Allokationen (wie z.B. Schwellenmärkte) reduziert und durch risikolose Cash-Allokationen ersetzt. Aktien-Allokationen in Industrieländern wurden zum Teil durch risikoärmere Positionen in Wandelanleihen ersetzt. Unsere Modelle beziehen diese Reallokationen im laufenden Risikomanagement mit ein, weshalb die Savity-Strategien im gegenwärtigen Marktumfeld noch keine weiteren Risikoreduktionen ausgelöst haben.
Für detailliertere Information veröffentlichen wir Anfang nächster Woche wieder unser monatliches Marktkommentar. Sollten Sie weitere Fragen zu Ihrer Anlagestrategie haben, stehen wir Ihnen jederzeit gerne unter +43 720 229991 oder hello@savity.at zur Verfügung.