Blick auf die chinesische Wirtschaft
Mittelfristig werden wir gegenüber der chinesischen Wirtschaft vorsichtiger. Trotz leichter Anzeichen einer Erholung zeigen aktuelle Daten, dass das Wirtschaftswachstum weiterhin schleppend ist und unter unseren ursprünglichen Prognosen liegt, was auf eine anhaltende Schwäche hindeutet.
Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Wachstumserwartungen für 2023 von 5,1 auf 4,9 Prozent angepasst und auch unsere Wachstumserwartungen für 2024 und 2025 herabgestuft. Wir erwarten ein schnelleres Abflachen des Wirtschaftswachstums in den niedrigen 3-Prozent-Bereich.
„Um das Wachstum effektiv wiederzubeleben, ist ein bedeutendes fiskalpolitisches Lockerungspaket erforderlich.“
Die scharfe Korrektur am Immobilienmarkt und eine zunehmende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums könnten weitere fiskalpolitische Maßnahmen erforderlich machen. Unserer Ansicht nach ist der Zeitpunkt, zu dem die Zentralregierung fiskalische Anreize einleitet, ein entscheidender Faktor für die weitere Entwicklung des chinesischen Wirtschaftswachstums. Wir glauben, dass die chinesischen politischen Entscheidungsträger zur wirksamen Wiederbelebung des Wachstums ein umfangreiches fiskalpolitisches Lockerungspaket im Umfang von mindestens zwei Prozent des BIP auflegen müssen, der Zeitpunkt dafür bleibt jedoch höchst ungewiss.
Blick auf den chinesischen Immobiliensektor
Kreditausfälle im Zusammenhang mit Country Garden und der Treuhandgesellschaft Zhongrong haben das Marktvertrauen negativ beeinflusst. Wir werden weitere mögliche Spillover-Effekte verfolgen. Da das chinesische Finanzsystem starken staatlichen Eingriffen unterliegt, glauben wir nicht, dass die Krise systemischer Natur sein wird, wie die große Finanzkrise 2008 in den USA. Die Bewältigung der Krise könnte über mehrere Jahre andauern.
„Der Abschwung im Immobiliensektor ist noch nicht vorbei.“
Die scharfe Korrektur im chinesischen Immobiliensektor ist noch nicht vorbei und wir dürften im Jahr 2024 erneut einen Umsatzrückgang um mehr als zehn Prozent erleben. Unsere vorsichtige Haltung spiegelt die Erwartungen 1) einer verhaltenen Lockerung der Politik und 2) der schwachen Immobilien-Nachfrage aus aufstrebenden Tier-2-Städten wider. Dabei entfällt ein Großteil der Verkäufe neuer Wohnungen auf aufstrebende Tier-2-Städte.
Das Ziel Pekings ist es, einen kontrollierten Rückgang auf dem Immobilienmarkt herbeizuführen. Allerdings wird es immer schwieriger, dem strukturellen Nachfragerückgang mit konjunkturellen Lockerungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Das Risiko weiterer Kreditausfälle bei den verbleibenden privaten Immobilienentwicklern ist nicht auszuschließen und erfordert ein vorsichtiges Vorgehen im Wohnungssektor.
Ausblick für chinesische Aktien
Wir haben kürzlich unsere Haltung gegenüber chinesischen Aktien von „Übergewichten“ auf „Neutral“ geändert – angesichts des schwächelnden Immobiliensektors, dem wir negativ gegenüberstehen (insbesondere gegenüber Immobilienentwicklern). Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen die verschiedenen Initiativen der chinesischen Regierung (z.B. Konsumanreize, Steuersenkungen für kleine und mittlere Unternehmen, Wechselkursstabilisierung und eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik) vom Markt diskutiert und getestet werden, was zu erhöhter Volatilität führen wird. Insgesamt glauben wir zwar, dass das Abwärtspotenzial chinesischer Aktien aufgrund der günstigen Bewertungen begrenzt ist, wir bevorzugen jedoch Qualitätsaktien aus widerstandsfähigen Sektoren und Unternehmen, die Marktanteile gewinnen können.
Auswirkungen auf die Savity-Strategien
Aufgrund der geänderten Marktmeinung haben wir Anpassungen in den Savity-Portfolios vorgenommen. Diese Umschichtungen betrafen Strategien, die in Fonds bzw. ETFs mit hohem China-Anteil investiert waren. Konkret wurde in den Savity-Classic-Strategien ein Asien-ETF (mit hohem China-Anteil) verkauft und stattdessen der Portfolio-Anteil an einem breiten Schwellenländer-ETF erhöht. In den Savity-Legends-Strategien wurde ein aktiver Investmentfonds mit China-Schwerpunkt ebenfalls zugunsten eines breiten Schwellenländer-ETFs verkauft. Diese Änderungen wurden bereits Mitte August umgesetzt.